Vereins-Chronik  1969 – 1979

08.08.1969   Gründungsaufruf
Der am Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg tätige Arzt und Krebsforscher Priv.-Doz. Dr. med. Ferdinand Schmidt veröffentlicht in der Münchener medizinischen Wochenschrift zusammen mit zwei Kollegen folgenden Aufruf:

»Ärztlicher Arbeitskreis „Rauchen und Gesundheit“
Gründungsaufruf
Für den Arzt ... kann kein Zweifel mehr daran bestehen, daß die durch das Rauchen ... verursachten Gesundheitsschäden so erschreckende Ausmaße angenommen haben, daß energische Gegenmaßnahmen unerläßlich sind. ... Eine Gruppe von inzwischen etwa 100 Kollegen hat sich deshalb entschlossen, einen „Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit“ zu bilden. ... Falls Sie bereit sind, an dieser Aufgabe mitzuwirken, schreiben Sie bitte eine Postkarte an Dr. med. Krekel; ... «

Der Aufruf ist unterzeichnet von Prof. Dr. phil. Dr. med. S. Koller (Univ. Mainz), Priv.-Doz. Dr. med. F. Schmidt (Univ. Heidelberg) und Dr. med. L. Krekel (praktischer Arzt, Hadamar)  in: "Münchener medizinische Wochenschrift", Band 111, Seite 1631 (Heft 32).

Nov. 1969   Gründungsversammlung
im Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation der Universität Mainz

27.04.1970   Offener Brief an die Bundesregierung ... Über den Zigarettentod

» ... 1954 bis 1963 forderte der Lungenkrebs in Deutschland rund 180 000 Opfer. ... Die Gesundheitsschäden durch Zigarettenrauchen beschränken sich jedoch keineswegs auf Lungenkrebs. ... Selbst wenn man beim Lungenkrebs nur 50% ... dem Rauchen anlastet‚ sterben bei uns in einem einzigen Jahr mindestens 50 000 Menschen vorzeitig, nur weil sie rauchen! ... 
Was ist zu tun? ... Aufklärung allein ... genügt nicht mehr. Nikotin ist eines der stärksten Gifte, die wir kennen. ... 
1. Als vordringlich fordern wir den Schutz der Jugend. Das Verbot jeglicher Tabakreklame stellt dabei nur eine Teilmaßnahme dar. Zu verbieten ist auch die Abgabe von Zigaretten aus Automaten ... 
2. Wir fordern den Schutz der Nichtraucher in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz. ... 
3. Wir fordern ein Hearing vor dem Bundestag über diesen Fragenkreis unter Beteiligung von Vertretern unseres Arbeitskreises, ... 
Weitere Maßnahmen, die in einem Zehnpunkteprogramm der Heidelberger Konferenz gegen die Tabakgefahren zusammengefaßt wurden, sollten anschließend schrittweise durchgeführt werden.
Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit ... «

veröffentlicht in: "selecta", Nr. 17 (27.4.70), S. 1554,1557.

27.02.1971   1. Jahreshauptversammlung (JHV), Mannheim,
beschließt, die Eintragung ins Vereinsregister zu beantragen, sowie ein 10-Punkte-Programm gegen das Rauchen, veröffentlicht am 30.06.1971 in: "Zeitschrift für Allgemeinmedizin Der Landarzt", 47. Jahrgang, Heft 18, S. 959-960, Beschlüsse des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit auf der 1. Jahreshauptversammlung am 27.2.1971 in Mannheim.
[Siehe dazu auch die Mitteilungen 57 - 2019]

02.09.1971   Eintragung ins Vereinsregister
beim Amtsgericht Mannheim, VR 785: Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit

30.09.1973   Der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit — Wegweiser im Kampf gegen das Rauchen
Vortrag von F. Schmidt und F. Portheine auf der 3. JHV, Bad Nauheim.

»Zusammenfassung: Die Situation des Kampfes gegen das Rauchen in der Bundesrepublik wird als Rechenschaftsbericht ... dargelegt. Als vorrangig werden dabei ... ein gesetzlicher Nichtraucherschutz und ein Totalverbot der Tabakwarenreklame in der Öffentlichkeit betrachtet. Eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer ... wird gefordert. Die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Abwertung des Rauchens, die „Ächtung der Zigarette“, wird als unerläßliche Vorbedingung eines erfolgreichen Kampfes gegen das Rauchen herausgestellt. ... Der Satz „Ein verantwortungsbewußter Arzt raucht nicht“ wird als Teil des ärztlichen Berufsethos postuliert.«

veröffentlicht in: "Zeitschrift für Allgemeinmedizin Der Landarzt", 50. Jahrgang, 10. Mai 1974, Heft 13, S. 622-627. 

30.09.1973   Stellungnahme des ÄARG zur Lebensmittelrechtsreform
Offener Brief an die Vorsitzenden des Unterausschusses Lebensmittelrechtsreform und des Innenausschusses des Deutschen Bundestages:

» ... Als vorrangige Maßnahmen fordern wir insbesondere ein Totalverbot der Tabakwarenreklame in der Öffentlichkeit und einen gesetzlichen Nichtraucherschutz. ... Wir fordern erneut die Aufnahme eines Paragraphen „Nichtraucherschutz“ in das in Vorbereitung befindliche Bundesimmissionsschutzgesetz! (i. A. Prof. Dr. med. F. Schmidt, Vorsitzender des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit e. V.).«

veröffentlicht in: Med. Klin. 68 (1973) Nr. 51.

20.09.1974   1. Nichtraucherschutzurteil, Neumünster,
Urteil der X. Kammer des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts, (10 A 111/74);
Rechtsanwalt Adolf Wischnath (Justitiar des ÄARG), Zahnarzt Dr. Ulrich Hempel (Mitglied) gegen Zahnärztekammer Schleswig-Holstein.

15. - 17.11.1974   1. Deutscher Nichtraucher-Kongreß, Bad Neuenahr,
veranstaltet vom ÄARG, verabschiedet Notstandsprogramm gegen den Zigarettentod, veröffentlicht in mehreren medizinischen Zeitschriften, z. B. in: Fortschr. Med. 93. Jg. (1975), Nr. 9, S. 434-435. ("Emergency Program against Cigarette-Death", p. 436-437). Der Einführungsvortrag „Der Kampf gegen das Rauchen als vorrangige Aufgabe der vorbeugenden Medizin und des Umweltschutzes“ von F. Schmidt, S. 438-441,443-444, und einige der medizinischen Vorträge sind ebenfalls dort veröffentlicht. Insgesamt wurden 47 Vorträge gehalten.
Auszug aus den ÄARG-Kurzmitteilungen vom Januar 1975: „Der 1. Deutsche Nichtraucherkongreß, der erstmalig durch das Bundesgesundheitsministerium und die Gesundheitsministerien von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit insgesamt DM 11.000 unterstützt wurde, war ein voller Erfolg. Praktisch alle Zeitungen der Bundesrepublik haben darüber ausführlich und einhellig positiv berichtet.“

10.11.1979   10 Jahre Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit
Rechenschaftsbericht des Vorstandes auf der 9. JHV in Ulm, veröffentlicht in: "Fortschritte der Medizin", 98. Jg. (1980), Nr. 18 vom 15.05.1980, S. 714-717. Das Protokoll der JHV enthält eine Kurzfassung.